Gedämpftes Licht, ein schwarzer Bösendorfer-Flügel, am Klavier ein großer, schlanker Mann im Glitzer-Jackett und mit roter Krawatte. Als sich die Scheinwerfer auf ihn richten, er in die Tasten greift und zu spielen und zu singen beginnt, glaubt man tatsächlich, Udo Jürgens sitzt hier leibhaftig auf der Bühne des Zwettler Stadtsaals.
Möglich gemacht hat das der Verein „Kulturzwickl Zwettl“, der „Die Udo Jürgens Story – Sein Leben. Seine Liebe. Seine Musik“ mit Alex Parker und Gabriela Benesch im Rahmen deren Tournee durch Deutschland, Österreich und der Schweiz nach Zwettl geholt hat.
Der gebürtige Deutsche Alex Parker gilt als einer der bekanntesten Udo Jürgens-Interpreten im gesamten deutschsprachigen Raum. Mit seiner gewaltigen Stimme, seinem Charisma und seiner außergewöhnlichen Musikalität begeisterte er an diesem Abend das Publikum im Stadtsaal mit einer Auswahl unvergesslicher Udo-Hits und einiger Songs aus dem Zyklus „Lieder, die im Schatten stehen“. Spätestens als er als drittes Lied „Ich weiß, was ich will“ anstimmte, gab es Jubelrufe und tosenden Applaus aus dem Zuhörerraum. Und diese wunderbare, begeisterte Stimmung hielt das ganze Konzert über an.
Ergänzt wurde der musikalische Part von der Schauspielerin Gabriela Benesch, die Geschichten und Anekdoten aus Udos Büchern und aus persönlichen Aufzeichnungen erzählte. Nein, sie erzählte nicht nur, sie spielte diese Geschichten.
Und so erfuhren die Zuhörer u.a., dass Udo bereits als Kind den Wunsch hegte, Komponist zu werden, wie die Idee entstand, für sich selber Lieder zu schreiben, wie diese und die Texte dazu entstanden („Nur das bewegt das Publikum, was dich selber bewegt!“), wie er mit dem großen Jazzmusiker Chet Baker spielte, warum er bei jedem Wien-Besuch eine Rose am Denkmal von Johann Strauss im Stadtpark niederlegte und wie es dazu kam, dass er seine Zugaben im weißen Bademantel spielte… Musik und Erzählungen ergänzten sich nicht nur, sie fügten sich zu einem großen Ganzen zusammen.
Gabriela Benesch, die schon lange mit Jürgens-Tochter Jenny befreundet ist und den großen Künstler auch oft persönlich getroffen hat, betonte: „Für mich ist Udo Jürgens ein Friedensbotschafter. Jede seiner Zeilen besticht immer wieder oder mehr denn je mit unglaublicher Aktualität!“ Sie verlas auch eine kurze Botschaft, die Jenny Jürgens an das Publikum richtete: „…lasst uns einen großen Mann ehren!“.
Es war ein wunderbarer Tribut für eine Musiklegende, ein unterhaltsamer Erinnerungsabend, der leider viel zu schnell mit einem Medley der größten Udo Jürgens-Hits wieder zu Ende ging. Nur der weiße Bademantel fehlte…
Regie und musikalische Leitung sowie die Lichttechnik lagen in den Händen von Erich Furrer, dem Schweizer Ehemann von Gabriela Benesch, den die Zwettler bereits im Herbst wieder im Stadtsaal erleben können, dann aber als Schauspieler gemeinsam mit Caroline Athanasiadis, der „Dancing Stars“-Gewinnerin 2022, in dem Stück „Julia & Romeo – dumm gelaufen“ (30. 9., 20 Uhr).