Zwei Männer, zwei Gitarren, zwei Stimmen, zwei Musikwelten – und alles zusammen ein großartiges Miteinander.
Wenn Hans Theessink, einer der wichtigsten Blues-Musiker im deutschsprachigen Raum und Ernst Molden, einer der bedeutendsten Liedermacher Österreichs, zusammentreffen, wird das zu einem einzigartigen musikalischen Erlebnis. Ein solches gab es für die Besucher beim Kulturzwickl-Konzert am Freitag, 20. Mai, im Stadtsaal Zwettl. Theessink und Molden – zwei Ausnahmekünstler – präsentierten sich an diesem Abend in Höchstform, voll Spielfreude, Wortwitz und Tiefgründigkeit.
„Wir haben bei der Zusammenstellung des Programms gedacht, es wird voll mit Outlaw-Songs und Gaunerliedern, aber es wird nicht wild, sondern eher romantisch“, versprach Ernst Molden gleich zu Beginn. Und die beiden hielten Wort.
Molden schreibt und komponiert nicht nur selbst, er nimmt auch Songs etablierter Sänger her und versetzt sie ins Wiener Milieu. So wird aus Johnny Cashs „Give My Love to Rose“ die „Lintschi“, ein Lied von Woody Guthrie über amerikanische Wanderarbeiter verlegt er ins Marchfeld, eine Voodoo-Priesterin aus New Orleans lässt er als „Schwarz Marie“ in Fels am Wagram wieder auferstehen und ein altes Seuchenlied wird zur „Rudolfstiftung“. Und wenn der gebürtige Niederländer Hans Theessink, der erst vor kurzem seinen 75. Geburtstag feierte, dazu nicht nur am Banjo spielt, sondern auch auf Wienerisch singt, hat das einen ganz besonderen Charme.
Viele der Künstler, deren Songs an diesem Abend – nebst Eigenkompositionen – gespielt wurden, kennt bzw. kannte Theessink persönlich, vom texanischen Liedermacher Townes Van Zandt über die amerikanische Blues-Legende Terry Evans („Shelter From The Storm“) bis zu den Rolling Stones, deren „Once I Was A Rich Man“ Theessink anlässlich „90 Jahre Jedermann“ für „Jedermann remixed“ aufgenommen hat.
Nicht fehlen durfte Willi Resetarits, ein enger Freund der beiden Musiker, mit dem sie oft zusammengearbeitet haben und von dem sie sich voriges Jahr für immer verabschieden mussten. Ihm zu Ehren gedachte man mit einem Song von John Prine, den Resetarits gecovert und eingedeutscht hat: „Ka Idee“. Gesungen wurde die Originalfassung ebenso wie jene im Dialekt, wobei das Publikum nach Aufforderung lauthals mitsang. Auch eine der beiden Zugaben war Willi Resetarits gewidmet: „Arbeit“.
Überraschenderweise hörte man Ernst Molden an diesem Abend auch jodeln („Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal jodle!“), nämlich zu dem Country-Song „Der letzte Zug“ nach einem Lied von Jimmy Rogers, der das Jodeln nach Texas gebracht hat. Den Abschluss des offiziellen Programms machte ein neu interpretierter Johnny Cash-Song, den die beiden Musiker in Zwettl erst zum zweiten Mal öffentlich aufführten.
Die humorvollen Erzählungen von Molden und Theessink zwischen den einzelnen Songs trugen das Ihre zu diesem grandiosen Abend bei. „Zwettl danke! Es war sehr schön bei Euch“, entließen die beiden das Publikum nach einem mehr als zweistündigen Konzert in die Nacht …